Apophänische Kunst - kurz und knackig erklärt
Für die klassische Herangehensweise in der Malerei gilt: der Maler konzipiert ein Motiv, bevor er den ersten Pinselstrich setzt. In dieser Planungsphase fertigt er diverse Skizzen an und setzt wohlüberlegt Symbole, die dem Bild eine bestimmte, chiffrierte Bedeutung verleihen (Lilien, Falken,...). Für den Betrachter gilt es, die Symbolik zu dechiffrieren. Dabei folgt die Chiffrierung/ Dechiffrierung klaren Regeln und lässt keine Deutungen offen. Auch in der Farbwahl und der Bildkomposition wird nichts dem Zufall überlassen - alles trägt zu der Botschaft bei, die das Motiv transportieren soll.
Apophänische Malerei geht einen anderen Weg: Der Zufall wird in den Schaffensprozess mit einbezogen - der Künstler lässt sich von zufällig entstehenden Mustern und Formen inspirieren und begreift erst im Verlauf des Schaffens das Motiv, das von ihm geschaffen werden will. Nicht nur seine Interpretation, sondern selbst die Sicht des Betrachtenden fügen eigene Wahrheitsebenen hinzu, denn die Bedeutung eines Motivs findet auf einer persönlichen Interpretationsebene statt. Da jede Person ihre eigenen Erfahrungen mitbringt, gibt es vielfältige, gültige Deutungsmöglichkeiten für jedes Motiv, das auf diese Art und Weise entsteht.
Die Pareidolie ("Wolkenlesen") liefert uns Figuren und Gestalten, in die wir Bedeutung hineinlegen (= Apophänie). Pareidolie ist das "Werkzeug", mit der wir "apophänische Kunst" schaffen.