Apophänauten


Klecksographie

Klecksographie hat ihren Ursprung in einem großen Ärgernis: dem Tintenklecks.
Dieser bedeutete oftmals, dass man mit der Kopie eines Textes von vorne beginnen musste.
Es waren Schreibende, die gedankenverloren auf diese Tintenkleckse starrten, Gestalten in ihnen zu sahen und diese mit ein paar Federstrichen unterstrichen. Die Literaten fanden denn auch Bildtitel oder kleine Geschichten, die diese Kleckse zu erzählen schienen.
Heute sind uns Klecksographien von Justinus Kerner, Christian Morgenstern, Victor Hugo, George Sand u.v.m. erhalten geblieben.

1879 n. Chr.

Justinus Kerner

Kle[c]ksographien nannte Justinus Kerner "von ihm vorsätzlich hergestellte Zufallstintenkleckse (schwäbisch 'Tintensäue')"(Otto Stelzer), die durch Falten des Papierbogens eine symmetrische Gestalt erhielten. Sie ähneln den Bildern, mit denen der Rorschach-Test, auch "Tintenkleckstest" genannt, durchgeführt wird. Die "der Phantasie Spielraum lassenden Gebilde," oft gespensterartig und fratzenhaft, regten Kerner zu Charakteristiken und kleinen Geschichten an, die er in Verse fasste. Wo die Phantasie nicht ausreichte, half Kerner meist "mit ein paar Federzügen" nach. Er unterscheidet Hades- und Höllenbilder mit Kobolden, Todesboten, Hexen, Teufeln, dem Satan etc.

1802-1885

Victor Hugo

Der französische Schriftsteller Victor Hugo (Autor von "Les Miserables") bezeichnete seine Klecksographien als Träume (rêves).

1804-1876

George Sand

"Au début des années 1860 elle se mit à fabriquer des dendrites. La technique consistait à retoucher au pinceau ou à la plume une forme abstraite obtenue par pliage de taches d’encre ou de pigment projetées sur papier. Des paysages légèrement oniriques émergeaient de ces formes retravaillées."
(Auszug von der Website www.georgesand.cultur.fr)

Sinngemäße Übersetzung:
"Anfang der 1860er Jahre hat sie damit begonnen, Dendriten (lt. Duden: moos-, strauch- oder baumförmige Eisen- und Manganabsätze auf Gesteinsflächen) zu kreieren. Die Technik bestand daraus, mit einem Pinsel oder einer Feder eine abstrakte Form herzustellen, die man erhielt, wenn einen Tintenfleck auf Papier faltete. Daraus entstanden Landschaften, die aus einer Traumwelt zu stammen schienen."